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Kommunaler Klimawandel? - „Frischer Wind“ im Waldseeer Gemeinderat

Bad Waldsee, 20.05.2019

Nach der zentralen Kandidatenvorstellung im Haus am Stadtsee vor gut 150 Besuchern, in der sich die Gemeinderatskandidaten der Kernstadt und der Ortschaften sowie die Kreistagskandidaten eindrucksvoll präsentiert haben, rückten aktuelle und zukünftige Themen der Ortschaften in den Mittelpunkt.

Die Informationstour unter dem Titel „Frischer Wind Tour 2019“ führte die zukünftigen Mandats- und Verantwortungsträger der Freien Wähler im Gemeinderat am vergangenen Wochenende folgerichtig in alle Ortschaften.

In der Hofkäserei Maucher in Mittelurbach stand die Erzeugung hochwertiger regionaler Lebensmittel im Mittelpunkt. Käsermeister Georg Maucher stelle nicht nur die Produkte seines Vorzeigebetriebs im Königstal vor, sondern eröffnete auch die Diskussion um die ständig steigenden behördlichen Anforderungen gerade für Kleinbetriebe. Positiv aufgenommen wurde, dass auch die Stätischen Reha-Kliniken zu bestimmen Aktionen die Produkte aus der Region in ihr Speisenangebot aufnehmen.

Der ehemalige Leiter des Straßenbauamtes Ravensburg Franz Zembrot, der sich in der Solidarischen Gemeinde Reute-Gaisbeuren dem Thema „Heimatpflege“ verschieben hat, informierte über das Moordorf Reute und vermittelte den interessierten Kommunalpolitiker die Einmaligkeit der jungsteinzeitlichen Besiedelung nahe dem heutigen Kloster Reute. Es wurde klar, dass der künftige Gemeinderat sich zu gegebener Zeit sowohl für die Vernässung der Fläche, in der die schützenswerten Holzbauten konserviert werden, einsetzen muss wie auch mit der museumspädagogischen Vermarktung dieser Kulturstätte.

Wie wichtig der ständige Dialog zwischen Räten und Bürgerschaft ist, zeigte sich an der letzten Station des ersten Tour-Tages. Die Bauschutt-Recyclinganlage der Firma Hinder in Reute-Gaisbeuren ist für die direkt angrenzenden Bewohner eine enorme Belastung. Einerseits wird dem mittelständischen Betrieb aber eine Aussiedlung aufgrund es sog. Anbindungsgebotes verweigert. Andererseits verlangt das Kreislaufwirtschaftsgesetz zurecht eine hohe Quote an Wiederverwendung wertvoller Rohstoffe. Ein Dilemma, bei dem die Politik in den kommenden Jahren auf allen Ebenen gefordert sein wird.

Nach dem sonntäglichen Kirchgang trafen im Pfarrgarten Michelwinnaden Kommunalpolitik und Kultur im ganz praktischen Sinn aufeinander. Das Trio Foreplay um den Bad Waldseer Pianist Andreas Ess machte dabei Lust auf mehr. Unausgesprochen wurde die Wichtigkeit der Kulturförderung auch außerhalb traditioneller Veranstaltungsstätten thematisiert.

In seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Dorfladen Genossenschaft führte Ortsvorsteher Frieder Skowronski die interessierten Kommunalpolitiker der Freien Wähler durch den Dorfladen Michelwinnaden, der inzwischen nicht mehr aus der kleinsten Ortschaft Bad Waldsees wegzudenken ist. Besonders beeindrucken war für die „Nicht-Winiger“ der Zusammenhalt und das enorme bürgerschaftliche Engagement, bei dem in dem kleinen Ort alle an einem Strang ziehen.
Skowronski berichtete zum Abschluss von einer großen Nachfrage auf Baugrundstücke in Michelwinnaden und regte an, die Vergabepraxis noch einmal zu überdenken.

Die Stimmung an der nächsten Station, der Kapelle Osterhofen, war zunächst gedrückt. Claudia Waibel berichtet aus Sicht der Kirchengemeinde den unbefriedigenden Zustand der geschlossenen Kapelle. Schnell entwickelte sich eine Diskussion, wie es mit dem kommunalen (!) Gebäude weitergehen kann. Sanierung oder Erhalt? Kostenteilung? Verkauf an die Kirchengemeinde? 

Alt-Ortsvorsteher Karl Fimpel war ebenfalls beim Infotermin an der Kapelle dabei und sprach die gefährliche Verkehrssituation sowie den dort fehlenden Gehweg an.

Den Abschluss der erkenntnisreichen Tour bildete die Biogas Anlage auf dem Hof Dorn-Bohner in Hittisweiler. Mit der Einspeisung in das Stromnetz versorgt der innovative Energiewirt Oskar Bohner mit seinem Familienbetrieb inzwischen 1.200 Haushalte und verwendet außerdem den überwiegenden Teil der bei der Stromgewinnung erzeugten Wärme. Die Gemeinderäte in spe waren sich einig: „So sieht Energiewende aus, regional und ökologisch.“